Wie die Priorisierung von Ökosystemleistungen und die politische und kulturelle Weltanschauung zusammenhängen – neue Publikation veröffentlicht

Eine neue Studie des Projekts „BEF-Up“ und im Rahmen meiner Doktorarbeit wurde im Fachjournal „People and Nature“ veröffetnlicht. Sie trägt den Titel: „Cultural worldviews consistently explain bundles of ecosystem service prioritisation across rural Germany“. Dafür wurden 321 Personen aus den Exploratorien zu ihren Weltanschauungen, aber auch ihren Präferenzen von Ökosystemleistungen (z.B. die Produktion von Lebensmitteln, ein ästhetisches Landschaftsbild) mit Hilfe einer Umfrage befragt. Dadurch konnten sogenannte ‚Weltanschauungstypen‘ identifiziert werden, die bestimmte Ökosystemleistungen präferieren, aber auch eine bestimmte Weltanschauung vertreten. Dies könne, so unsere Meinung, zu einer verbesserten Kommunikation über die Landnutzung beitragen.

Mehr über die Studie finden Sie in der Pressemitteilung von Senckenberg.

Hier geht es zur Originalpublikation (mit deutsch-sprachigem Abstract).

Online-Umfrage erfolgreich abgeschlossen

Vielen Dank für Ihr Interesse an meiner Forschung!

Die Umfrage ist am 23. Oktober 2019 abgelaufen. Ingesamt haben über 300 Personen in den drei Regionen teilgenommen. Dafür möchte ich mich herzlich bei Ihnen bedanken! Nur mit Ihrer Hilfe kann ich meine Forschung durchführen.

Die Ergebnisse der Umfrage werden schnellstmöglich veröffentlicht.

Meine Erfahrungen als YESS-Delegationsmitglied auf der 7. Plenarsitzung des UN-Weltbiodiversitätsrats (IPBES)

*English version below

Der UN-Weltbiodiversitätsrat (engl. Intergovernmental Science-Policy Platfrom on Biodiversity and Ecosystem Services (IPBES)) hat vom 30. April bis 4. Mai 2019 in Paris getagt. Grund war die Erarbeitung und Verabschiedung des wissenschaftlich fundierten globalen Berichts zum Zustand der Natur und Biodiversität. Als Mitglied der Young Ecosystem Services Specialists (YESS) habe ich mich als Delegationsmitglied beworben und wurde erfreulicherweise angenommen. YESS ist Teil des Netzwerks Ecosystem Services Partnership (ESP) und möchte jungen WissenschaftlerInnen ein Gesicht und eine Stimme in der Forschung rund um Biodiversität geben. Schon vor der Plenarwoche im UNESCO-Hauptgebäude haben wir mehrere Webinars gehabt, in denen uns die Arbeit von IPBES genau erklärt wurde (weitere Informationen dazu siehe hier). Wir hatten die Möglichkeit, Fragen zu stellen und zu diskutieren. Auch während der Plenarwoche war unser Tag verplant mit zu Beginn einem Stakeholder Day und einem Networking Lunch und während der Arbeitstage hatten wir mehrmals die Möglichkeit, uns mit IPBES-Expertinnen und -Experten persönlich auszutauschen. Vielen Dank für die Organisation!

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Die YESS-Delegation.

Auf meiner Zugreise nach Paris habe ich mir noch einmal Gedanken über meine Erwartungen gemacht. Im Vergleich dazu habe ich die wissenschaftliche Fundierung und Tragweite unterschätzt und kann nun den globalen Prozess besser verstehen. Bei Weitem konnte ich nicht alle Events besuchen, als Beobachterin (engl. „observer“) ist man nicht zu allen Sitzungen eingeladen. Aber vor allem hat mich der Austausch zwischen Wissenschaft und Politik fasziniert, in dem ein wechselseitiges Verständnis unabdingbar ist, um eine Co-Produktion zu ermöglichen. Dies ist bei weitem kein linearer Fluss von Wissenschaft zur Politik. Besonders die Funktion der Gruppe „Friends of the Chair“ als Subgroup hat mich interessiert, da bei Streitpunkten des Öfteren nur durch diese Gruppe eine Lösung errungen werden konnte. Durch diesen Austausch und gemeinsame Erarbeitung entsteht „Ownership“, ein Verantwortungsgefühl, das für die weitere gesellschaftliche Wirkung maßgeblich ist. Nur wer sich selbst in dem Text wiederfindet wird ihn akzeptieren und verarbeiten. Dagegen ist das sogenannte „Freerider-Problem“ ebenfalls Thema. In mehreren Gesprächen wurde mir klar, dass Kontakte und Beziehungen untereinander von ungeheurem Wert sind, um eine Vertrauensbasis zu erlangen und damit gemeinsam voranzukommen. Dennoch wurde auch mehrfach betont, dass die Sozialwissenschaften immer noch unterrepräsentiert sind und eine weitere Integration/ Öffnung des Prozesses gefordert wird. Hier stelle ich mir wirklich die Frage, warum das so ist. Auch in der Soziologie verfechte ich den Standpunkt, dass die Natur um unser gesellschaftliches Gefüge existiert und das System maßgeblich beeinflusst.

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Der Plenarsaal im UNESCO-Gebäude.

Bei der Bearbeitung des globalen Berichts sind mir einige Punkte beim Zuhören der Debatte aufgefallen. Es wurde mehrfach betont, dass eine Katalysatorfunktion zwischen verschiedenen Beschlüssen und Abkommen gebildet werden soll (z.B. mit der UN-Agenda 2030, IPCC, CBD). Für mich war nicht immer klar, ob es um wissenschaftliche oder politische Ambitionen in der Argumentationslinie der 104 RegierungsvertreterInnen (von 132 IPBES-Mitgliedsstaaten) ging. Dies auseinanderhalten zu können benötigt eine lange Schule! Jedoch betonte der Chair Sir Bob Watson mehrfach, dass der Bericht „can´t be policy descriptive“. Dennoch kämpften die Staaten um jede Schwächung, oder Stärkung von Sätzen durch die Zusätze „could“, „can“, oder „as possible“. Auch diese Sprache muss in internationalen Berichten verstanden und gedeutet werden.

Inhaltlich hat mich besonders die Diskussion um die Internalisierung, oder auch momentane Externalisierung, von natürlichen Ressourcen in der gesamten Lieferkette interessiert. Hier ist vor allem das globale Denken ohne politische Grenzen relevant. Besonders beeindruckt hat mich, dass ein „transformative change“ gefordert wird, insbesondere im ökonomischen System. Man muss die Dynamik unserer Systeme erkennen und Veränderungen müssen diskutiert werden dürfen. Der Privatsektor wurde als wichtiger Akteur neben der Politik eingestuft.  Dabei soll lokales Wissen der Bevölkerung, oder auch von Indigenen, integriert werden. Doch wie sollen die Ergebnisse von IPBES auf lokaler Ebene größeres Gehör finden? Dies ist eine Frage, mit der sich auch die nächste Phase intensiv beschäftigen wird. Zudem hatten wir die Möglichkeit, die direkte Umsetzung in Paris bei einem Rundgang mit einem Verantwortlichen für die Grünflächen der Stadt zu sehen. Urban Gardening und die Begrünung im urbanen Raum sind Lösungsansätze, um dem erkannten Verlust der Biodiversität entgegenzuwirken.

 

 

Ebenfalls interessant die Debatte um die Konzepte der Ökosystemleistungen und „Nature´s contribution to people“ (NCP). Dank der Diskussion mit Marie Stenseke (MEP task force/expert group member of IPBES) wurde klar, dass NCP ein breites Konzept ist, das Kultur als Basis sieht und die Leistungen der Natur integriert. Hier wird momentan kein entweder-oder angestrebt, denn viele Länder haben mit dem Konzept der Ökosystemleistungen einiges erreicht und wollen das nicht über Bord werfen. Auch hier wieder das Rangeln zwischen wissenschaftlicher Vernunft und politischer Realität.

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Unser Meet-the-expert Gespräch mit Marie Stenseke im UNESCO-Garten.

Der Bericht wurde am Montag, den 6.5.2019 um 13 Uhr online vorgestellt. Kernaussagen des Berichts finden Sie hier. Schon jetzt sieht man in Deutschland eine große mediale Aufmerksamkeit. Das ist gut, denn es bringt die dringende Notwendigkeit einer Verhaltensveränderung ins Bewusstsein. Im Abschlussstatement betont Sir Robert Watson, dass das Thema Biodiversität auf der politischen Agenda auf die gleiche Ebene wie die Klimaveränderungen gehoben werden muss. Das wollen wir erreichen und werden wir nur gemeinsam erreichen können. Ich fühle mich geehrt, dass ich diesen Prozess so nah mitverfolgen durfte und werde das gewonnene Wissen sicherlich für meine Promotion und meine weitere Karriere verwenden können. Vielen Dank!

 

 

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****English version

My experiences as a YESS delegation member at the 7th Plenary Session of the Intergovnermental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services (IPBES-7)

The Intergovernmental Science Policy on Biodiversity and Ecosystem Services (IPBES) met in Paris from April 30th to May 4th, 2019. The reason was the preparation and adoption of the scientifically sound global report on the state of global nature and biodiversity. As a member of the Young Ecosystem Services Specialists (YESS), I applied as a delegate and was fortunately accepted.

YESS is part of the Ecosystem Services Partnership (ESP) network and wants to give young scientists a face and voice in biodiversity research. Even before the plenary week in the UNESCO headquarters in Paris, we had several webinars in which the work of IPBES was explained to us in detail. We had the opportunity to ask questions and discussed several topics (structure of IPBES, possible outcomes, etc.). We had a full schedule during the plenary week. A Stakeholder Day and a Networking Lunch was organized at the beginning and we had several opportunities to exchange personally with IPBES experts. Thank you for the organization!

I thought about my expectations on my train trip to Paris. In hindsight, I underestimated the scientific foundation and scope and can now better understand the global process. By far I could not attend all the events, as an observer you are not invited to all sessions, but above all I was fascinated by the exchange between science and policy, in which a mutual understanding is indispensable to generation Co-Production. This is by no means a linear flow from science to policy. Especially the function of the subgroup “Friends of the Chair” was interesting, because disputes could be sometimes only be solved by this group. Ownership arose through this exchange and joint development, that is relevant to the wider social and political impact of the results. Only those who find themselves in the text will accept and apply it. In contrast, the so-called “freerider problem”, which means to gain acknowledgement in the scientific community without any effort in the formulation process of the assessment, is also an issue.

In several conversations, it became clear to me that contacts and networks are of tremendous value in order to gain a basis of trust and to move forward together. Nevertheless, it has repeatedly been emphasized that the social sciences are still underrepresented and that further integration / opening of the process is required. Here I really ask myself the question about the reasons behind this situation. In sociology too I defend the viewpoint that nature exists around our social structure and that it has a decisive influence on the system.

During the working process, I noticed some points while listening to the debate. It has been emphasized on several occasions that a catalyst effect is to be formed between different decisions and agreements (for example with UN Agenda 2030, IPCC, CBD). For me, it was not always clear whether scientific or political ambitions were in the line of argument of the 104 government representatives (out of 132 IPBES member states). To be able to tell this apart requires long-term experiences! However, the Chair, Sir Robert Watson, repeatedly emphasized that the report “can’t be policy descriptive”. Nevertheless, the states fought for any weakening, or strengthening of sentences by the additions of “could”, “can”, or “as possible”. This language must also be understood and interpreted in international reports.

In terms of content, I was especially interested in the discussion about the internalization, or externalization, of natural resources throughout the supply chain. Above all, global thinking without political boundaries is relevant here. I was particularly impressed that a “transformative change” is required, especially in the economic system. One has to recognize the dynamics of our systems and change must be discussed. The private sector has been classified as a major actor alongside politics. Local knowledge of the population or indigenous people should be integrated. But how should the results of IPBES be heard at a local level? This is a question that will be dealt with intensively in the next phase.

We also had the opportunity to see the direct implementation in Paris on a tour with a person responsible for the city’s green spaces. Urban gardening and greening in urban areas are solutions to counter the perceived loss of biodiversity.

Also interesting is the debate on the concepts of ecosystem services and nature’s contribution to people (NCP). Thanks to the discussion with Marie Stenseke (MEP task force / expert group member of IPBES), it became clear that NCP is a broad concept that integrates culture as the basis and Ecosystem Services are included. There is currently no either-or aspired to, because many countries have achieved a lot with the concept of Ecosystem Services and do not want to throw that overboard. Again, the rattle between scientific reasons and political reality.

The report was presented online at 13:00 on Monday, 6/5/2019. Key messages from the report can be found here. You can see a lot of media attention worldwide as well as in Germany. That’s good, because it brings the urgent need for behavioural change into consciousness. In the closing statement, Sir Robert Watson stressed that biodiversity needs to be raised to the same level as climate change on the political agenda. We want to achieve that and we will only be able to achieve it together. I am honored that I was able to follow this process so closely and will certainly be able to use the knowledge gained for my PhD and my further career. Thank you very much for this amazing opportunity!

This article is also published at https://medium.com/naturewords/my-experiences-as-a-yess-delegation-member-at-the-7th-plenary-session-of-the-intergovernmental-e30e0a16e532

Biodiversitäts-Exploratorien Generalversammlung 2019 – Vielfalt entsteht durch unterschiedliche Perspektiven

Auch in diesem Jahr ging es wieder in das historische Wernigerode für die Generalversammlung des Projekts „Biodiversitäts-Exploratorien“. Mehr als 200 Wissenschaftler*innen versammeln sich hier jedes Jahr, um über Ihren Projektstand intern zu informieren und sich auszutauschen. Hier wird quasi das gelebt, das in den Wissenschaften unter einem multidisziplinären Austausch gewünscht ist. Als eine der wenigen Sozialwissenschaftler*innen ist es immer wieder spannend zu hören, mit was sich andere Disziplinen befassen und wo es mögliche Schnittstellen geben kann.

Meine Präsentation fiel darin auf, dass ich mich primär für die gesellschaftliche Seite des Natur-Gesellschafts-Verhältnisses interessiere. Hier konnte ich meine ersten Ergebnisse der Expertenworkshops im Oktober 2018 vorstellen. Besonders spannend waren die Fragen nach meiner Präsentation. Hier ging es insbesondere um die Quantifizierung meiner Ergebnisse und wie ich erkenne, wann ich die „Wahrheit“ meiner Erkenntnisse erreicht habe. Das waren für mich als Sozialwissenschaftlerin erst einmal verwunderliche Fragen, doch das macht gerade den Reiz von interdisziplinären Projekten aus. In einer anderen Welt herrschen eben andere Maßstäbe. Damit möchte ich aber auch nicht sagen, dass es in den Sozialwissenschaften keine Debatte zur qualitativen vs. quantitativen Sozialforschung gibt. Diese Debatte hat momentan sogar an Fahrt in Deutschland gewonnen. Wie konnte ich also auf diese Frage reagieren? Beide Methoden haben ihre Berechtigung, daher ist der sogenannte Mixed-Method-Ansatz auch so attraktiv. Sie gleichen die Schwächen der jeweiligen Methode aus. Meiner Meinung nach kommt es auf das Ziel der Forschung an, möchte ich tief in Informationen einsteigen und ein Narrativ besser verstehen, kann ich dies nicht durch die Abfrage von Skalenwerten erreichen. Wenn ich allerdings einen genauen Wert haben möchte, ist eine quantifizierte Abfrage möglich. Allerdings sollte man sich hier viele Gedanken darüber machen, wie man die geschlossenen Fragen stellt. It´s all about framing, wie man so gerne sagt.

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Von rechts: Dr. Gaetane Le Provost (Kooperationsprojekt BEF-Up), Dr. Peter Manning (Betreuer), Sophie Peter (SoCuDES)

Insgesamt gehe ich dieses Jahr positiver und motivierter aus der Generalversammlung heraus. Mein Projekt hat an Akzeptanz gewonnen, auch weil ich schon konkrete erste Ergebnisse präsentieren konnte. Allerdings ist für die Öffnung des Projekts für Sozialwissenschaften noch einiges zu tun.  Die Erforschung des sozial-ökologischen Systems ist äußerst relevant, allerdings braucht man dafür auch Kenntnisse über das soziale System „dahinter“.

Am dritten Tag durfte ich dann mit einem weiteren Projekt, das sich mit der Kommunikation von Forschungsergebnissen auseinandersetzt, und den Lokalen Management Teams einen sogenannten „Stakeholder-Workshop“ organisieren. Hier war besonders spannend, dass „echte“ Stakeholder und Wissenschaftler*innen sich in einem Raum zusammengefunden haben, um gemeinsame Fragen zu diskutieren. Wir organisierten ein sogenanntes World Café, um Themen gleichzeitig an unterschiedlichen Tischen zu besprechen. Meine Fragen lauteten: Welche Interessenskonflikte sehen Sie im Umgang mit natürlichen Ressourcen in Ihrer Region? Wer ist dafür verantwortlich? Und welche Rolle spielt dabei der Verlust an Biodiversität? In der letzten Frage ging es dann um Lösungsvorschläge und wer etwas dagegen tun muss. Dies war auch ein erster Versuch für meine Interviewtour, die ich in zwei Wochen starten möchte. Ich freue mich darauf, mehr über die Region aus der persönlichen Perspektive zu erfahren und dadurch weiter bei der Beantwortung meiner Forschungsfragen zu gelangen.

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Ergebnis des World-Cafés

Natürlich darf bei einer Generalversammlung auch der Spaß nicht fehlen. Die PhD-Studierenden haben alle zum gleichen Zeitpunkt angefangen und wir sehen uns zu mehreren Workshops und Seminaren jedes Jahr. Das schweißt zusammen und man ist sozusagen „Partner in crime“. Wir hatten dadurch auch außerhalb der Sessions viel Spaß. Am Donnerstag-Abend hat das BEO eine Yoga-Stunde für Wissenschaftlerinnen organisiert, was auch eine tolle Idee zur Entspannung nach einem solch intensiven Tag war. Vielen Dank dafür! Dadurch war die Work-Life-Balance wieder einigermaßen hergestellt.

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Das schöne Wernigerode

Ich freue mich auf meine erste Interviewtour auf die Schwäbische Alb und bin gespannt!

Meine erste große Konferenz – Ecosystem services Partnership (ESP) Europe 2018

Ich sitze am Flughafen in Bilbao/ Spanien und blicke auf eine wirklich spannende und nervenaufreibende Konferenz-Woche zurück. Letzte Woche habe ich noch meine ersten Expertenworkshops in Hainich-Dün und Schorfheide-Chorin durchgeführt (Bericht folgt) und nun musste ich mich wieder in mein theoretisches Konzept denken und hauptsächlich NaturwissenschaftlerInnen in 12 Minuten erklären! Gar keine einfache Aufgabe.

Aber erst einmal über die Konferenz selbst. Sie wurde von „Ecosystem Services Partnership“ (ESP) organisiert und bezieht sich regional auf Europa. ESP wird von der Stiftung für Nachhaltige Entwicklung koordiniert (Wageningen, Niederlande). Der Titel der diesjährigen Konferenz lautete: „Ecosystem Services in a changing word: moving from theory to practice“. Wer sich weiter über das Konzept der Ökosystemleistungen informieren möchte empfehle ich die Homepage des deutschen Innovationsnetzwerk Ökosystemleistungen (ESP-DE).

Mich hat auf der Konferenz besonders die Themenvielfalt fasziniert. Man konnte ökologische, ökonomische, sozial-ökologische und (auch) soziologische Ansätze des Ökosystemleistungen-Konzepts finden. Besonders haben mich natürlich die Präsentationen über die Multifunktionalität von Ökosystemleistungen interessiert, aber auch die Konzepte von „Adaptation services“ und „Telecoupling“ waren spannend und aufschlussreich. Ich werde versuchen, diese Aspekte in meine Dissertation zu integrieren.

Ein besonderes Highlight war auch das Treffen der „Young Ecosystem Services Specialists“ (YESS). Gerade in einer Welt voller Experten tut es gut, sich mit anderen Doktorandinnen und Doktoranden auszutauschen und darüber zu diskutieren, wie sich die Wissenschaft in Zukunft verändern muss. Ein Ergebnis war beispielsweise die Art der Finanzierung von Phd- und PostDoc-Stellen. Zudem wurde über das Verhältnis zu unseren Betreuern gesprochen und wie es in anderen Ländern gehandhabt wird.

Meine Präsentation hielt ich am Donnerstag in der Session „Ecosystem services supply and demand: why social-ecological dynamics matter“ mit Dr. Marion Mehring und PD Dr. Diana Hummel (ISOE) als Gastgeberinnen. Wir hatten einen gefüllten Raum mit interessierten WissenschaftlerInnen, was mich gefreut hat. Die Präsentation von Dr. Marion Mehring über „Ecosystem Services – The need for a social-ecological dynamics perspective“ mit einem Überblick an Projekten, die alle auf dem sozial-ökologischen System basieren, war ein super Einstieg. Danach kam meine eher theorielastige Präsentation über die Risikosoziologie und wie diese einen Beitrag zur Debatte rund um Ökosystemleistungen leisten könnte. Ich habe gutes Feedback und Anregungen erhalten und werde diese in meiner weiteren Arbeit berücksichtigen.

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Aber natürlich möchte ich euch nicht das wunderschöne San Sebastian vorenthalten. Wirklich eine Reise wert! Übernächste Woche geht es dann in die Schwäbische Alb zum letzten Expertenworkshop.

 

Welche Beziehung zur Natur wollen wir eigentlich?

Einladung vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) – Internationale Naturschutzakademie Insel Vilm

Vom 19. bis 23. August wurde ich vom Bundesamt für Naturschutz auf die schöne Insel Vilm zur Interdisziplinären Wissenschaftstagung zur Biodiversitätsforschung im Rahmen des UN-Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD) eingeladen. Es trafen sich über 30 junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus eine Vielzahl an Disziplinen, um über das Thema Biodiversität in ihren Projekten zu berichten.

 

Beeindruckend war von Beginn an die Location der Veranstaltung. Die Insel Vilm liegt in der Nähe der deutlich größeren Insel Rügen und wird seit über 450 Jahren nicht beforstet. Schon der Maler C. G. Carus nannte sie 1819 die „Urnatur des Nordens“ in seinem Buch „Eine Rügenreise“. Die Internationale Naturschutzakademie ist in mehreren Reetdachhäusern untergebracht, eine wirklich naturbelassene Gegend, deren entschleunigende Wirkung schnell auf Körper und Geist übergeht. Ein idealer Ort, um Ideen und Inspirationen rund um die biologische Vielfalt zu sammeln.

Die Themen der Vorträge reichten von Biodiversität und Bildung, Agrarlandschaft, Landnutzung, Recht, Wälder, Gesundheit und nachhaltiger Ernährung bis zu Ökosystemleistungen und die Diskussion rund um das Nagoya-Protokoll. Ein Vortrag behandelte die marine Biodiversität, was unter den landfokussierten Vorträgen ein echter Exot war.

In vielen Vorträgen wurde die Bewusstseins-Verhalten-Lücke diskutiert sowie andere sozial- & umweltpsychologische Faktoren. Der Konsum war dabei ein zentrales Thema. In diesem Kontext wurde noch einmal die Abkopplung von Konsument und Produktion eines Produkts deutlich, ein eindrucksvolles Beispiel war die Vorstellung eines Bauernhofs von Kindern im Projekt. Was sind Gründe des Konsums und wo kann man ansetzen, einen Wandel zu erzielen? Für mich war ein Vortrag über die nachhaltige Landnutzung im Biosphärenreservat Spreewald spannend, da zwei Laborregionen der Biodiversitäts-Exploratorien ebenfalls UNESCO-Biosphärenreservate sind. Auch hier wurde klar, dass die Landschaft verschiedene Interessen bedienen muss und dies zu Konflikten, aber auch Potenzialen führen kann.

Zusammenfassend wurde in den Tagen noch einmal klar, wie stark unsere Natur seit 5500 v. Chr. anthropozentrisch geprägt ist. Daher ist die Diskussion rund um das Natur-Mensch Verhältnis notwendig, um eine nachhaltige Entwicklung voranzutreiben. Besonders beeindruckt hat mich noch einmal die Abgrenzung der Begriffe Umwelt und Natur in dieser Diskussion. Die CBD bietet dafür einen bedeutsamen Rahmen des Naturschutzrechts, der internationalen Interessen ausgesetzt ist. Nur gemeinsam kann die Konvention ihre positive Wirkung für alle erzielen.

 

Der kurvenreiche Weg zur Transdisziplinarität – ISOE Brilliant Minds Summer School

Letzte Woche (30. Juli bis 3. August 2018) hatte ich die Möglichkeit, mich mit internationalen jungen WissenschaftlerInnen zum Thema Transdisziplinarität (TD) auszutauschen. Die Summer School „Brilliant minds for Social-Ecological Transformations“ wurde von Doktoranden des ISOE – Institut für sozialökologische Forschung organisiert und von der Volkswagen Stiftung unterstützt. Insgesamt kamen mehr als 30 WissenschaftlerInnen aus unterschiedlichen Diziplinen mit einer großen Vielfalt an Forschungsthemen zusammen.

 

Aber erst einmal die Basics: Was versteht man eigentlich unter TD? Dr. Alexandra Lux (ISOE) führte uns in die spannende Thematik ein. Dabei wurde klar, dass sich viele Projekte den Titel auf die Fahne schreiben, es aber keine allgemein akzeptierte Definition gibt. Die Unterscheidung zwischen Inter- und Transdisziplinarität ist dabei wichtig zu verstehen. In einem ISOE-Paper steht folgende Beschreibung: „Transdisciplinarity is an extension of interdisciplinary forms of the problem-specific integration of knowledge and methods; while integration refers to scientific questions at the interface of different disciplines in interdisciplinarity, in transdisciplinarity, on the other hand, it is about integration at the interface of these scientific questions and societal problems“ (Jahn et al., 2012 S. 2). Es ist also die wechselseitige Zusammenarbeit von Wissenschaft und gesellschaftlichen Akteuren, die TD auszeichnet. Dies sollte bestenfalls zu einem „gegenseitigen Lernen (engl. mutual learning)“ auf beiden Seiten führen.

Um alle Dimensionen von TD-Projekten verstehen zu können, waren die einzelnen Tage auf bestimmte Forschungsschritte fokussiert. Begonnen wurde mit dem „Problem Framing“, also was man genau unter einem TD-Projekt und dessen Prozess verstehen kann. Dies wurde mit einem praktischen Beispiel, dem Projekt NiddaMan, untermauert. Während einer Kanutour auf der Nidda wurde einem noch einmal bewusst, dass es sich um reale Probleme in diesen Projekten handelt und dass das Verstecken hinter dem Schreibtisch der falsche Weg ist. Hier ist ein aktiver Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft gefordert. Neue Herausforderungen, wie die Verständigung und das Verstehen anderer „Sprachen“, sind ein großes Thema. Jedoch lohnt sich dieser Prozess, da am Ende ein gemeinsames Ergebnis steht, das von allen Seiten getragen wird. Man könnte gar von einer neuen Form der direkten Demokratie sprechen, da Bürgerinnen und Bürger eine wichtige und aktive Rolle spielen. Allerdings muss dabei beachtet werden, welcher Teil der Gesellschaft teilnimmt und das eine Repräsentativität aller Interessensgruppen äußerst schwierig ist. Der zweite Tag stand unter dem Titel „Knowledge & Results Integration“. Besonders die Präsentation von Dr. Monica Berger-Gonzalez De White war inspirierend, da TD-Projekte eine Plattform zur gleichwertigen Integration von indigenem Wissen in den wissenschaftlichen Prozess bietet. Der anschließende Workshop über „Group-Model-Building“ mit Prof. Dr. Matthias Bergmann veranschaulichte noch einmal, wie wichtig es ist das Netzwerk und die Rollen der betroffenen Akteure in einem Projekt zu verstehen. Der dritte Tag begann mit einer Präsentation von Dr. Jens Libbe mit seinen Erfahrungen und Tipps aus TD-Projekten.  Zudem wurden wir in die hochtechnische Methode des „Participatory Social Simulation“ von Leonard Higi eingeführt. Die Verwendung von neuen technischen Möglichkeiten sollte zur räumlichen Veranschaulichung des Projektvorhabens unbedingt beachtet werden! Am vierten Tag ging es dann um die Evalution und Qualitätssicherung der TD-Projekte. Ein sehr spannendes Thema, das auch an meine Masterarbeit anknüpft. Eine prozessbegleitende Evaluation kann zur direkten Aufdeckung von Problemen und Planänderungen führen und somit eine gesellschaftliche und nachhaltige Wirkung sichern. Der Abend endete mit einer interaktiven Vorstellung von „Real-World Laboratories for Sustainability“ mit Dr. Regina Rhodius. Sie arbeitet in einem Reallabor-Projekt im Nordschwarzwald und hat dadurch einen großen Erfahrungsschatz, den sie mit uns geteilt hat. Zum Abschluss erhielten wir noch Einblick in „Science Communication“ und den neuen Trend von Video-Abstracts mit  Dipl.-Phys. Philipp Schrögel (KIT). Auch hier wurde noch einmal klar, dass Wissenschaft kommuniziert werden muss und sich die/der WissenschaftlerIn  darüber klar sein muss, wie sie/er ihre/seine Zielgruppe erreicht. Auch hier führen tausend Wege nach Rom, man muss sie nur erkennen und nutzen.

Was nehme ich mit? Zum einen nehme ich mit, dass TD ein hohes Maß an Vertrauen und Transparenz von allen Projektpartnern bedeutet („How my partners become my allies?“). Das Thema Macht darf dennoch nicht ignoriert werden, da es den Projektprozess maßgeblich beeinflussen kann. Zum anderen hat diese Vorgehensweise großes Potential zur nachhaltigen Entwicklung, da Probleme gemeinsam bearbeitet werden und gesellschaftliche, aber auch wissenschaftliche Erkenntnisse generiert werden können. Allerdings sehe ich persönlich diesen problem-orientierten Ansatz auch als eine Art „end-of-pipe“ Lösung. In meinem Master habe ich gelernt, dass diese notwendig sind, aber durch präventive Maßnahmen ergänzt oder ersetzt werden müssen. Wie dies in TD möglich ist bedeutet für mich noch weitere Lektüre. Abschließend ist für mich noch einmal wichtig klar zu machen, dass die gesellschaftliche Seite nicht nur aus Partizipation in einem Projekt bestehen darf, sondern das gesellschaftliche System hinter den Antworten und Methoden verstanden werden muss. Wie das Ökosystem der Nidda begutachtet wird, so muss auch das soziale Netzwerk um die Nidda herum verstanden werden, um nachhaltige Lösungen zu generieren. Daran  werde ich in meiner Promotion weiterarbeiten. Ein PhD in diesem Feld ist nicht geradlinig, aber dadurch auch extrem spannend!

Weitere Infos:

Zeitungsartikel über die Summer School in der Frankfurter Rundschau.

Schorfheide-Chorin – Land der Entschleunigung

„Von fern so sacht
ein Glockenschlag
die Sonne geht still zur Ruh 
– ganz leis macht der lange Tag
die müden Augen zu.
Es ist in der Heide schon still,
so still – und zwischen Busch und Baum,
als ob er keinen stören will, liegt der See in seinem Traum“

(Wolletzer Heimatgedicht – Verfasser unbekannt) 

Nach fast neun Stunden Autofahrt erreichten wir am 4. Juni das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin im Nordosten Deutschlands. Schon gleich zu Beginn war klar, dass es sich hier um den „wirklichen“ ländlichen Raum handelt. Beispielsweise mussten wir auf dem Weg zu unserer Unterkunft über gepflasterte Alleen und Straßen mit sehr großen Schlaglöchern an den Seiten fahren. Zu Hause in Pflaumheim haben wir ebenfalls eine solche Straße, die liebevoll „Promilleweg“ genannt wird (der Name spricht Bände, wann dieser Weg gerne genutzt wird). Die Landschaft wirkte auf mich von Anfang an beruhigend, eine Mischung aus Wald – See – Grünland mit einer angenehmen Brise. Vielleicht kam mir diese „Entschleunigung“ auch so extrem vor, da ich vorher durch das nahegelegene Berlin gefahren bin. Doch im Laufe dieser Woche verfestigte sich das Gefühl.

Am nächsten Tag begannen wir unsere Feldarbeit in der Nähe von Günterberg. Zwei Windparks waren zu sehen und man merkte den hohen Anteil an landwirtschaftlich genutzten Flächen und Kuhweiden. Wir konnten auch gleich einen Kranich sichten. Dieses Tier hat mich sehr beeindruckt und ich verstehe jetzt, warum es ein Wahrzeichen der Region ist. Was auffiel waren die vielen unbewirtschafteten Flächen, denn die Wildnis holt sich die Flächen schnell zurück. Die vielen Brennnesseln und Disteln waren eine wahre Kur für die Beine während der Arbeit! Auf den Feldern waren viele Insekten unterwegs und wir haben so einige Rebhühner verschreckt (oder sie uns).

Ebenfalls wunderschön sind die Seen, die sich über das Gebiet flächendeckend verteilen. Umso erstaunlicher war ich, als ich lesen musste, dass das Gebiet an Wasserarmut leidet. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sich das Bundesland Brandenburg um eine nachhaltige Entwicklung bemüht . Wenn man sich die Strategien rund um das UNESCO-Biosphärenreservat durchliest, erkennt man die Verbundenheit von Vergangenheit und Zukunft. Natur und Kulturlandschaft sind hier eng miteinander verknüpft. Den Bürgerinnen und Bürgern scheint es sehr wichtig zu sein, das Alte zu bewahren und in langsamen Schritten zukunftsfähig zu gestalten. Von einer Publikation aus dem Landkreis Barnim war ich besonders beeindruckt, denn sie enthält ein eigenes Kapitel über Gratisleistungen der Natur für den Menschen (ab Seite 48), genau mein Thema! Ebenfalls habe ich über unser Projekt „Biodiversitäts-Exploratorien“ eine tolle Beschreibung und Ergebniszusammenfassung im Jahresbericht 2013/14 des Biosphärenreservats gefunden (ab Seite 112) gefunden. Für weitere Literaturempfehlungen bin ich immer dankbar!

Den Menschen ist die Verbundenheit mit dem Land, der Heimat, anzumerken. Überall gibt es kleine Hofläden, die Produkte mit regionalem Siegel verkaufen. Besonders bemerkenswert dabei ist der Anteil an ökologischer Landwirtschaft nach der Verordnung von 1990 zum Biosphärenreservat: „Die Landwirtschaft ist schrittweise als Ökologischer Landbau zu entwickeln“. Im Jahr 2015 waren es 60 Ökobetriebe, darunter das Ökodorf Brodowin Landwirtschafts-GmbH !

 

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Bioland-Landwirtschaftsbetrieb Haferkamp in der Nähe von Petersdorf

 

Zum Abschluss unserer Feldarbeit tranken wir einen wohl verdienten Eiskaffee im schnuckeligen Café Konsum in Wolletz. Dabei konnten wir beobachten, wie belebt das Dörfchen doch ist. Im Aushang fand ich zum Abschluss einen Brief von einem zugezogenen Lehrer, der sich in die dörfliche Gemeinschaft integrieren möchte (siehe Foto unten). Diese WM-Grillparty hätte ich gerne miterlebt!

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Die Schwäbische Alb – nachhaltige Tourismusdestination in Deutschland

Diese Woche ging es für vier Tage in das Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Ich habe zwar schon viel über das schwäbische Gebirge gehört, war aber zu meinem Bedauern noch nie dort. Daher auch eine tolle Gelegenheit, meine Deutschland-Kenntnisse zu erweitern.

Mein prägendster Eindruck von der Region: das satte Grün voller Blumen. Solche Wiesen kann man in meiner Heimat suchen, findet sie aber nur vereinzelt und nicht durchgehend wie auf der Alb. Man merkt auf eine ganz besondere, nicht aufdringliche Art die Harmonie zwischen Mensch und Natur. Im Kontrast zu anderen deutschen Regionen scheint es gar langweilig, da man die menschliche Überhand auf die Natur nicht sofort erkennt. Dennoch muss man auch hier sagen, dass die Natur stark menschlich geprägt ist. Dazu gehört selbst ein Naturpark, da der Mensch eine Grenze zieht, wo Natur natürlich sein darf und wo nicht.

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Blumenwiese in der Nähe von Seeburg

Die Region unternimmt viel, um das Mensch-Natur Verhältnis nachhaltig zu gestalten und wurde dafür letztes Jahr als eine von vier „nachhaltigsten Tourismusdestinationen in Deutschland“ ausgezeichnet. Insgesamt überlappen sich hier mehrere Schutzgebiete, beispielsweise ist das Gebiet als UNESCO Biosphärenreservat ausgezeichnet. Man merkt, dass der Tourismus eine wichtige Einnahmequelle ist und das Gebiet prägt. Auf der anderen Seite betonen mehrere Entwicklungsstrategien, dass sowohl Touristen als auch die Bürgerinnen und Bürger von den Entwicklungen profitieren sollen. Andere Wirtschaftssektoren, wie beispielsweise die Agrarwirtschaft, richten sich ebenfalls danach. Allerdings fällt auch auf, dass es wenig Windkraftanlagen gibt und eine Vermutung veranlasst: Tourismus vs. Energiewende?

 

Dem Land scheint es auf den ersten Blick gut zu gehen. Aber auch hier finden sich Probleme in der Daseinsvorsorge. In der Nähe unserer Unterkunft gab es keinen Bäcker oder ein anderes Geschäft. Ist das Ziel einer dezentralen Daseinsvorsorge zu hoch gesteckt? Wie beeinflusst das die weitere Entwicklung? Darüber erfahre ich hoffentlich mehr in meinen Interviews. Ein netter Artikel über Albbüffel beschreibt den Einheimischen so: „die Büffel sind wie die Älbler selbst: eigensinnig und stur, neugierig und zäh“. Ich bin gespannt!

Auch zu diesem Blog freue ich mich über Kommentare oder Emails!

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Die Schafe hatten etwas Angst vor dem vorbeiziehenden Gewitter.

Mein erster Besuch im Biodiversitäts-Exploratorium „Hainich-Dün“

Schon seit mehreren Wochen freue ich mich auf die ersten Besuche in den drei Regionen des Projekts „Biodiversitäts-Exploratorien“. Nun war es endlich soweit, am 7. Mai starteten meine Kollegin Dr. Gaetane Le Provost und ich von Frankfurt am Main nach „Hainich-Dün“. Die Fahrt dauerte nicht lange und wir holten noch unsere Kollegin Carolin Plos im schönen Bad Langensalza ab. Damit waren wir für die erste Woche „im Feld“ vollständig.

Aber was bedeutet Feldarbeit überhaupt? Das war mir vor dieser Woche auch noch nicht ganz klar, da SozialwissenschaftlerInnen eher mit Einwohnerinnen und Einwohnern ein Interview führen, oder einen Fragebogen erstellen, um  Meinungen und Informationen zu sammeln. Die Hainich-Dün Region ist von Untersuchungsflächen übersät, auf denen  NaturwissenschaftlerInnen ihre Daten sammeln. Wir haben uns in diesem Projekt auf die Grünlandflächen fokussiert und meine Kolleginnen haben in einem Quadrat die Vegetation identifiziert (siehe Bild). Meine Aufgabe war die Sammlung der GPS-Daten von jeder untersuchten Fläche.

09.05.18, Mühlhausen_HEG09_8

Meine Kolleginnen bei der Feldarbeit in der Nähe von Mühlhausen (Thüringen)

Eine weitere Ambition für diese Reise war für mich, die Hainich-Dün Region und seine EinwohnerInnen besser kennen zu lernen. Dem stand, auch durch das super Wetter, nichts im Weg. Ich würde die Region als ländlich, mit einem Wechsel aus Grünland, Ackerflächen und Wald beschreiben. Kleine restaurierte Dörfer ziehen sich durch die Landschaft. Momentan wird viel Raps angebaut, was die Gegend gelb aufleuchten lässt. Der Nationalpark Hainich (UNESCO-Weltkulturerbe seit 2011) mit seinen Buchenbeständen prägt ebenfalls das Landschaftsbild und zieht Touristen in die Region. Rad- und Wanderwege sind gut ausgeschildert und die Ruhe mit Vogelgezwitscher im Hintergrund läd zur Entspannung ein.

 

 

 

Ebenfalls hatte ich die Gelegenheit, mit einigen Einheimischen zu sprechen und dies in meinem Notizbuch festhalten. Die Literaturrecherche zur Region brachte ebenfalls wertvolle Informationen zum Vorschein. Beispielsweise ist die Region wie gesamt Deutschland von zukunftsweisenden Trends geprägt: der demografische Wandel ist zu spüren, aber genauso Anzeichen von klimatischen Veränderungen. Diese regen zum Nachdenken an und benötigen neue Lösungen, welche zum Beispiel im „Landesentwicklungsprogramm Thüringen 2025“ zu finden sind.

Nach dieser intensiven Woche bin ich schon gespannt auf meine nächste Forschungsreise auf die Schwäbische Alb vom 21. bis 25. Mai. Auch dort werde ich bei der Datensammlung helfen und hoffe darauf, nette Einheimische zu treffen. Bis dahin!

P.S. Wenn Ihnen zu meinem Text etwas auf der Zunge liegt bitte ich Sie, diese Gedanken in einem Kommentar (ganz unten auf dieser Seite) oder per Email an mich weiterzugeben. Vielen Dank!

08.05.18, Neukirchen_HEG22